4 Ein Steinbock aus der Schweiz spricht
siehe Flensburger Hefte „Gespräche mit Tieren 4“
Mein Lebensprinzip ist immer höher. Ich bin der, der oben steht. Dort oben merkt man von den Niederungen, Irrungen und Wirrungen der Täler nichts mehr. Wenn Du in der Schweiz schon in einem Tal warst, wirst Du wissen, warum man es dort nicht aushalten kann und warum man nach oben muss. Bei mir ist alles ganz anders und entgegengesetzt als bei den Schweizern. Die Schweizer sind unten und sie sind langsam. Sie beschäftigen sich mit Geld und verfestigtem Geist. Ich bin oben, kann gut klettern, ich bin dem Himmel nah und mich interessiert der reine Geist in den Höhen. Steinböcke sind sehr unglücklich, wenn man sie irgendwo am Boden in irgendwelchen Gehegen hält.
Die Alpen sind meine Heimat. Sie sind das Rückgrat Europas. Auf diesem Rückgrat bin ich das Höchste von den vierbeinigen Tieren. Ich bin das Tier, was in die höchsten Höhen des europäischen Geistes hinaufgelangt. Das Hinaufklettern ist nicht mühsam, weil es dem Himmel entgegen geht. Das Hinunterklettern ist mühsam, weil es in die Irrungen und Wirrungen des Tales hinab führt.
Ihr beschwert Euch über unsere Vertrittschäden. Wir beschweren uns über Eure Skipisten und Kreuze da oben auf den Bergen. Sie stören den reinen Geist.
Seitdem wir nach der Ausrottung wieder in die Alpen eingebürgert wurden ist der Bergkristall wieder klarer ge- worden.
Wenn Viktor Emmanuel II die Alpensteinböcke nicht gezüchtet hätte und die Schweizer sie nicht in die Schweiz geschmuggelt hätten, hätte Rudolf Steiner nicht in Dornach das Goetheanum bauen können, weil der Himmel dann dort völlig verschlossen gewesen wäre.
Menschen, die im Sternbild Steinbock geboren werden, sind sehr strebsam, teilweise mit unheimlichem Kraft-aufwand. Sie sind aber dann auch in der Lage, wenn sie da oben stehen, die Geistigkeit über die unten Stehenden von oben nach unten strömen zu lassen. Sie schneiden die Wolken auf.